Marokko

Bildergalerie

10 Tage und fast 3000 Km fuhren wir durch Marokko. Auf kurvigen und auch schnurgeraden Strassen, auf gutem Asphalt, auf Strassen mit Schlaglöchern  oder gar ohne Belag, vom Meer bis auf fast 3000 M.ü.M. hoch, über rote Erde und durch spektakuläre Täler, durch karge Landschaften mit grünen Oasen am Talboden, aber auch vorbei durch Wäldern und beeidruckenden Atlaszedern. Wir sahen die blaue Stadt und spazierten durch die Königsstädte. Wir übernachteten in charmanten, typischen Häusern, genossen reichhaltiges marokkanisches Frühstück und Grillfleisch und Tajine zum Znacht. Wir lachten viel und hatten spannende, schöne Kontakte mit  Marokkanern. Unsere Reise durch dieses wunderschöne, märchenhafte Land war ein Abenteuer, welches wir nicht mehr vergessen werden.

 

Vielen Dank an Fatima, Mohamed und Jan von Lamgarda Motorradtouren, welche uns dieses Abenteuer ermöglicht haben, uns begleitet haben und unsere Reise auch persönlich bereichert haben.  


VORBEREITUNGEN

Seit Sommer 2023 sind wir dabei, unsere Reise zu planen. Nach eingehender Recherche haben wir uns für die Motorradtouren von Lamgarda in Marokko entschieden (https://www.motorradtourenmarokko.com/). Die ersten Kontakte mit Fatima und Jan waren sehr herzlich und informativ. Im Herbst 2023 hat LMT uns einen Routen-Vorschlag unterbreitet, auf dessen Grundlage wir unsere endgültige Route festgelegt haben.

Eine der Fragen, die wir klären mussten, war, wie wir von der Schweiz nach Marokko gelangen: Sollten wir fliegen und ein Motorrad mieten oder die gesamte Strecke von 2000 km mit dem eigenen Motorrad zurücklegen, zusätzlich zu den 2800 km innerhalb Marokkos? Die 14 Tage, die wir eingeplant hatten, schienen uns zu knapp, um Marokko wirklich geniessen zu können. Daher fanden wir die beste Lösung: Wir wollten mit einem alten Saurer Postbus fahren und unsere Motorräder auf einem Anhänger mitnehmen.

Im Frühling haben wir dann die Überfahrt mit der Fähre von Almeria nach Nador gebucht, die etwa 8 Stunden dauert. Kurz vor der Abreise luden wir alle fünf Motorräder auf den Anhänger – es war etwas eng, aber es hat gepasst. Am Mittwoch vor der Abreise haben wir die Motorräder auf dem Anhänger festgezurrt, während wir gleichzeitig das "Pösti" ausgeräumt und für die Reise vorbereitet haben.

TEAM

Zu fünft haben wir uns für das Abenteuer Marokko entschieden - mehr Töffs hätten auch gar nicht auf den Anhänger gepasst! Mäge (Yamaha Ténéré 700), unser Ältester und unsere Chauffeur. Er stellte uns sein Pösti zu Verfügung. Monika (Yamaha Tracer 900 GT) will immer noch eine Zusatzrunde fahren, wenn alle anderen schon nicht mehr sitzen können. Sie bringt ihre Erfahrung in Fernreisen ein und fährt die Strecke nach Spanien nicht zum ersten Mal. Uwe (BMW GS 1250), unser zweite Chauffeur, kennt die Strecke nach Genf aus dem FF und hat soeben den Rettungssanitäter erfolgreich abgeschlossen - Herzliche Gratulation! Wir sind also sehr gut betreut. Colin (BMW K1600) ist der Initiator dieser unglaublich Reise und hat sein Navi gut vorbereitet, so dass er wohl gerne wieder die Tourleitung Überland übernimmt. Denise (Yamaha XJ 650) hat die Fähre gebucht und schreibt gerne diesen Reisebericht.

KURZ VOR BARCELONA

Samstag, 5.10.2024

Bei Sonnenaufgang waren wir bereits kurz vor Barcelona! Eben noch war es noch dunkel, in der Ferne blinkten Windräder und wurden Industrieanlagen mit x Scheinwerfern bestrahlt. Doch beim nächsten Aufwachen war es hell. Ein wunderschönes Morgenrot begrüsste uns. Schon fast die ganze Crew war im Buscockpit. Wir sind sehr gut vorwärts gekommen!

Gestartet sind wir am Freitagabend um 18.30 Uhr und mussten uns durch den Feierabendverkehr kämpfen. Als erster fuhr Mäge mit seinem Pösti. Nach einem ersten Halt, um die Ladung zu kontrollieren und die Spanngurten noch einmal festzuziehen - die Töffs schaukelten doch recht auf dem Anhänger - übergab er das Steuer an Uwe. Er machte sich schnell mit dem Oldtimer vertraut. Eine erste Probebremsung brachte Denise unvorbereitet zu Fall und alle zum Lachen. Danach ging‘s ruhiger und routiniert weiter. Ein feiner Znacht mit Brot, Käse, Aufschnitt und einem Glas Rotwein (für die Nichtfahrer) liess uns so richtig ankommen auf der Reise. Unser Gefährt, zusammen mit uns gemütlich am Tisch sitzend, war im Stau ein Blickfänger. Wir winkten schmunzelnd und anstossend aus dem Fenster zurück. Und liessen auch gerne das Posthorn ertönen. Mäge legte sich ins schwankende Bett hinten im Bus, während Monika Uwe bei der Navigation und den ersten Zahlstationen nach der Grenze unterstützte. Colin und Denise legten sich nach der Grenze ins Kajütenbett und fanden doch einigen Schlaf. Morgens um drei wurde getankt und Mäge übernahm das Steuer. Jetzt war auch Zeit, dass Monika und Uwe zu ihrem Schlaf kamen. Trotz schwankendem Bett, Motorenlärm und Zugluft - danke für die zusätzliche Wolldecke, die ich ab Spanien nicht mehr brauchen werde! - haben alle soweit gut geschlafen. Dank dem guten Vorwärtskommen werden wir die nächste Nacht vor der Fähre auf einem Standplatz verbringen können. 

Das Zmorgen genossen wir auch alle zusammen auf einem Parkplatz. Die Kälte ist definitiv passé. Zeit für etwas gute Stimmung mit Musik und Ferienfeeling auf der spanischen Autobahn. Auch hier sind wir immer noch eine Attraktion; soeben wurden wir gefilmt. 

 

Herzliche Gratulation zum Geburtstag, liebe Monika! Die Mannschaft hat heute morgen früh bereits gesungen. Gefeiert wird später bei einem feinen Raclette und Kuchen.

MORAIRA

Samstag, 5.10.2024

Planänderung! Nachdem wir so gut in der Zeit waren und unsere Chauffeure meinten, 140 Km mehr oder weniger fallen nicht ins Gewicht, machten wir Moni ein Geburtstagsgeschenk und fuhren in ihre zweite Heimat Moraira. Mit Posthorn fuhren wir bei Ell Nido an der Promenade vor. Gross war das Hallo! Nach der langen Fahrt bisher genossen wir den Ausflug in das Hafenstädtchen mit Strand sehr. Wir liessen uns die Brise durch die Kleider blasen, genossen den Blick vom Castel auf das Meer und die Küste beiderseits und stapften auch kurz über den Sand und durch die Brandung. Anstatt Raclette gab es nun leckere Burger, feine Muscheln und Fisch. Nach staunenden Blicken und einem weiteren Hallo bei Mario’s Bar verliessen wir gestärkt Moraira bei Sonnenuntergang. Da Mäge die Autobahneinfahrt verpasste, hatten wir als weiteres Highlight die Panoramafahrt der Küste entlang mit Blick auf die beiden imposanten Felsen und die Skylines von Calpe und Benidorm, begleitet von einer feinen Sichel des Mondes.

FÄHRÜBERFAHRT

Sonntag, 6.10.2024

Die Fahrt nach Almeria zog sich dann doch noch hin und Mäge war auch nicht unglücklich, als wir um 1:30 Uhr die Hafenstadt erreichten. Monika blieb wiederum an seiner Seite und unterstütze ihn bei der Einfahrt in das Hafengelände. Wir hatten uns schon einmal hingelegt und streckten nur noch kurz den Kopf raus. Die Security liess uns bereits aufs Hafengelände, so dass wir hier die restliche Nacht gut verbringen konnten. Nach Aufwachen bei Sonnenaufgang spazierte Denise ins Stationsgebäude, um die Tickets für die Überfahrt abzuholen. Es gab noch eine kurze Diskussion mit der Guardia Civil und einem anderen Büro, ob wir die Töffs auf dem Anhänger noch Verzollen müssten - wir mussten nicht! - und wir konnten weiter auf den Parkplatz vor dem Zoll und der Einschiffung fahren. Da frühstückten wir erst einmal gemütlich und stöhnten bereits über die schweisstreibende Hitze. Die Zöllner hatten Freude an unserem Gefährt und winkten uns durch, was wir natürlich gerne mit unserem Horn verdankten. Darauf folgte ein Abenteuer:  Mäge musste das Pösti mit Anhänger rückwärts auf die Fähre fahren! Was er trotz ungewohnten Anweisungen des Lotsen mit Bravour meisterte. Darauf folgte die achtstündige Überfahrt, welche wir mit Aufenthalten auf Deck, mit den ersten Eindrücken einer andere Esskultur beim Mittagessen und mit Schlafen verbrachten. Das Zurückfallen der spanischen Küste und das erstaunlich baldige Auftauchen der marokkanischen Küste gehörten definitiv zu den Höhepunkten. 

Nun freuen wir uns auf die Begrüssung durch Fatima in Nador!

DRIOUCH - AL HOCEÏMA

Montag, 7.10.2024

Im Hotelzimmer hoch über Al Hoceïima sitze ich mit Blick aufs Meer, die Möwen ziehen am Fenster vorbei, und lasse den gestrigen ersten Tag auf Marokkos Strassen Revue passieren. Übernachtet haben wir in einem sehr einfachen Motel in Driouch, wo wir alle tief und fest geschlafen haben. Der Hotelbesitzer und sein Angestellter waren total hilfsbereit und überraschten uns mit einem grandiosen Frühstück: Omelett, frisches Baguette, Confi, Butter, Käsli, Joghurt, Oliven und Olivenöl von den Bäumen nebenan und frisch gepresstem Orangensaft. Natürlich gab’s reichlich Kaffee - mit viel kalter Milch für Mäge - und aber auch typischen Tee mit viel Zucker. 

Die Motorräder waren schnell abgeladen; wir waren alle gigerig aufs Losfahren! So standen wir auch bereits in unseren Töffkleidern parat, als Fatima mit Mohamed und Ali auftauchte. Dann ging’s endlich los, erst einmal Geld wechseln und unsere Handys mit lokalen Simkarten ausrüsten. Schnell merkten wir, dass die Strassen glatt waren. Es hatte lange nicht mehr geregnet und der Sand zusammen mit dem Abrieb der Pneus ergaben eine rutschige Mischung. Vor allem vor und in den Kreiseln galt es, vorsichtig Gas zu geben und in die Kurve zu gehen. 

Schon gestern auf der Fahrt vom Hafen in Nador nach Driouche sahen wir immer wieder schöne alte Autos - Mercedes, VW,… - Modelle, die bei uns nur noch als Oldtimer unterwegs sind. Hier werden sie in besserem oder schlechterem Zustand immer noch fleissig benutzt. Eine Augenweide! Daneben natürlich viele Roller, kleine Töffs in jeglicher Ausführung, auch als Dreirad, und schon auch ab und zu noch ein Esel. 

Bevor wir die Tour starteten, waren wir bei Fatimas und Mohameds Eltern eingeladen, wo wir bewirtet wurden mit typischem Tee mit und ohne Zucker und sehr leckerem Gebäck mit Nussmus und Honig. Wir genossen die frische Brise im Olivenhain, bevor wir dann endlich wirklich losfuhren.

Zuerst gings durch kleine Städte mit dem typischen Gewusel auf der Strasse und in den Läden. Dann stieg die Strasse an in die Berge. Rutschig war es hier weniger, dafür immer wieder Kies und Schlaglöcher, ab und zu Gegenverkehr. Wir wollten uns schon ein Codewort dafür ausdenken, so oft warnten wir uns gegenseitig. Nachdem Erlebnis der roten Erde - wir fahren Töff in Afrika! - waren wir einfach nur noch geflasht von der Aussicht, die sich uns bot. Erst weiter viel rote Erde, ausgewaschene kleine Bachbeete, dann die grandiose Aussicht auf die Hügel und auf das Meer! Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Bald führte die Strasse uns runter auf die Küstenstrasse. Bei einem Tankstopp wirbelten Mäge und Uwe kurz mit kindlicher Freude offroad viel Staub auf. Die Strasse schlängelte sich der Küste entlang, rechts immer wieder kleine Buchten, links ausgewaschene Sandhänge, die uns beeindruckten. An Tunfischen und Polizeisperren vorbei kamen wir bald in der Eben an und näherten uns dem Hafen- und Badeort Al Hoceïma. In einer kleinen Bucht genossen wir frischen Saft - und mussten Monika überzeugen, keines der kleinen Kätzchen ins Topcase zu schmuggeln. Das Nachtessen war ein weiteres unvergessliches Erlebnis. Mit dem Taxi gings in unglaublicher Geschwindigkeit in den Hafen, wo wir uns frischgefangenen Fisch und Oktopus aussuchten. Diese wurde uns danach im nebenanliegenden Restaurant zubereitet und serviert mit Beilagen. Sehr fein! Für Mäge organisierte ein Marokkaner extra Fleisch, welches ebenfalls für ihn zubereitet wurde. Satt und müde mochten wir keinen Schritt mehr gehen und liessen uns wieder zurück ins Hotel fahren. Die Taxifahrer waren so schnell, dass die Zeit rückwärts lief und wir früher im Hotel ankamen, als dass wir losgefahren waren. 

AL HOCEÏMA - CHEFCHAOUEN

Dienstag, 8.10.2024

Heute schlugen die Töfffahrerherzen höher: Kurvenreich auf gut ausgebauten Strassen, Schlaglöcher und Kies abgesehen, fuhren wir erst ins Riffgebirge und dann ein ganzes Stück der Küste entlang. Und ja, für Marokko braucht es keine Enduro! Diese Frage kam bei Zuhause Gebliebenen immer wieder auf. Manchmal hätte das Meer gegen Bäume getauscht werden können und wir wären im Schwarzwald gewesen. Tempolimit ist überbewertet.

Fatima und Mohamed folgten uns mit ihrem Auto und unserem Gepäck und passten auf, dass wir das Café mit der schönen Aussicht in der Spitzkehre nicht verpassten. Hier genossen wir hoch über der Küste Tee, Kaffee, Coca Cola und Hawai und lauschten den singenden Rezitationen des Korans. Eine Gruppe von finnischen GS-Fahrern konnten wir die Strasse hochfahren sehen, doch sie verpassten den Abzweiger. Nach einem weiteren schönen Stück an der Küste entlang, über Brücken und durch langgezogene Kurven bogen wir bald einmal ab ins Landesinnere. Hier sind Berber zuhause, was in den Dörfern und auf den Märkten bald auffällt. Wir kreuzten viele Yamazukis, und auch Hunde. Auffällig waren auch die vielen Schulkinder bei Schulschluss um 13 Uhr. Der letzte Abschnitt der Reise führte durch eine Schlucht und gebirgiges Gelände, fast wie zuhause. Chefchaouen nahte, die Häuser waren immer öfter blau. Unsere Unterkunft war das Casa Linda, ein wirklich charmantes Haus, herzig eingerichtet, mit Olivenbaumgarten und Pool. Eine steile Strasse, bald nur noch Asphaltspur fürte uns zum Haus hoch am Hang gelegen. Die Töffs parkierten wir auf einem Kiesplatz, wo sie von einem Nachbarn bewacht wurden, welcher uns gleich stolz von seiner Hanfplantage erzählte.

Nach einer kurzen Dusche machten wir uns zu Fuss oder mit dem Taxi - 50/50 - auf nach Chefchaouen, die blaue Stadt. Die Fussgänger hatten einen weiteren steilen Aufstieg vor sich, über viele Treppen und durch schmale, blaue Gässchen, bis wir oben auf dem Hauptplatz ankamen. Da trafen wir die anderen und machten uns auf zur Erkundungs-, Foto- und Shoppingtour durch die Altstadt. Denise feilschte um ein Täschchen und bezahlte immer noch zuviel, wie sich dann in Marrakesch herausstellte, Mäge fand kein passendes Plüschkamel fürs Pösti, doch wir machten viele schöne Fotos von uns in blauen Gassen und Türeingängen. Danach fanden wir einen Tisch hoch über dem Platz, wo wir zum ersten Mal Tajine mit und ohne Fleisch assen. Zurück nahmen wir alle das Petit Taxi - für maximal 3 Personen - welches uns bis hoch auf den Kiesplatz fuhr.

 

CHEFCHAOUEN - MEKNÈS

Mittwoch, 09.10.2024

Die erste Herausforderung des Tages - mal ausgenommen die Geduld, die wir aufbringen mussten, bis der Kaffee auf dem Frühstückstisch stand - war das Losfahren auf dem abschüssigen Kiesvorplatz und die steile Abfahrt auf der Asphaltspur bis zur Strasse hinunter. Wir meisterten dies alle erfolgreich und tankten erleichtert erst einmal unsere Töffs gleich an der Tankstelle unten am Hang auf. Wir folgten der von Colin vorgeplanten Tour auf dem Navi und fanden auch gleich den Abzweiger ins Gebirge. Eine wunderschöne Strecke mit Blick auf eine Hügellandschaft, die kein Ende nehmen wollte. Rotbraune Erde bewachsen mit kleinen Sträuchern auf Hügeln und in Tälern, soweit das Auge reicht. Immer mal wieder trafen wir auch Männer und Frauen, die zu Fuss z.B. mit gesammeltem Holz oder mit Eseln unterwegs waren, die Ziegen und Schafe hüteten und immer Freude an uns hatten, wenn wir ihnen zuwinkten. Hier leben Berber, was ganz leicht an der ihrer Kleidung zu sehen war. Die Strasse zog sich kurvenreich in der Höhe über die Hügel. Die Spur war schmal, das Kreuzen oder Überholen von Autos musste vorsichtig geschehen. Doch sie ist definitiv gut mit dem Töff befahrbar und wird gerade eben auch verbreitert. Auf jeden Fall ein Muss, was wir Fatima auch mehrfach erklärten und empfahlen. Sie hat uns unterwegs angerufen und meinte, wie hätten den falschen Abzweiger genommen, denn Jan hatte die Tour nicht so geplant. Unten im Tal trafen wir uns dann wieder in einem Tankstellencafé, wo sie geduldig auf uns gewartet hatten. 

Weiter ging es über die Ebene in Richtung Meknès. Das Tempo wurde wieder schneller, auch wenn wir immer wieder von heftigen Bodenwellen durchgeschüttelt wurden und auch gut aufpassen mussten, wo wir fuhren. Die Strasse sank zur Seite oft ab. Doch es gab auch Strassenstücke, die wirklich in gutem Zustand waren. 

Kurz vor Meknès machten wir einen Abstecher nach Volubilis, eine über zweitausend Jahre alte Römerstadt. Wie immer wurden wir vom Parkwächter sofort eingewiesen und bekamen einen gut bewachten und schattigen Parkplatz. Für 10 Euro durften wir die Stätte besuchen, einen Guide wollten wir nicht. Wir wollten uns nur kurz umschauen. Doch dann waren wir überwältigt von der Grösse der ganzen Stadt mit einem Capitol, mit Villen inkl. Mosaiken und Hamam, mit öffentlichen Brunnen, Latrinen und Viehtränken, die von einem Aquädukt gespeist wurden, von der Hauptstrasse mit Kanalisation und Verkaufsläden und von einem Torbogen, welches das Vorbild für den Arc de Triomphe in Paris war. Fatima kam mit einem Guide ins Gespräch und so hatten wir schlussendlich trotzdem eine sehr interessante Führung. Mäge erholte sich unterzwischen von einer Magenverstimmung, die er sich leider wahrscheinlich beim letzten Kaffeehalt mit nicht mehr ganz frischer Milch zugezogen hatte. Als wir zurück kamen nach über einer Stunde hatte er sich zum Glück wieder etwas erholt und gab bereits wieder seinen Sprüche zum Besten. So machten wir uns auf, die letzten ca. 80 Km zurückzulegen.

Die Strasse führte ziemlich gerade, in mehr oder weniger gutem Zustand über die Ebene nach Meknès. Der Feierabendverkehr nötigte uns zu einigen Überholmanövern, die wir mit gegenseitiger Unterstützung über Mesh und Handzeichen bewältigten. In der Ferne tauchte die grosse Stadt Meknès auf und schon bald waren wir mittendrin. Unser Navi führte uns quer durch die Stadt, vorbei an der alten Stadtmauer, an den Plätzen, auf denen das Leben pulsierte, an Märkten, aber auch durch einen sehr dichten Verkehr, wo alles kreuz und quer fuhr. Mindestens ein Taxi hatte nicht viel Freude an uns, doch auch wir können hupen und uns unseren Weg erkämpfen. So hatten wir bereits das Sightseeing hinter uns, als wir unser Hotel am Stadtrand erreichten. Da wurden wir in der hohen, eleganten Hotellobby mit Tee empfangen. Im Hof der Hotels staunten wir über den beleuchteten Pool und auf der Vorderseite ging gerade die Sonne als orange Kugel unter. Wir waren alle froh darüber, dass wir in Ruhe duschen konnten und das Nachtessen im Hotel serviert wurde, anstatt dass wir nochmals raus in die Stadt fuhren. Wie schon die letzten Abende hatten wir zusammen einen gemütlichen Abend mit viel Gelächter und sanken danach müde ins bequeme Bett.

MEKNÈS - BIN EL OUIDANE

Donnerstag, 10.10.2024

Tag 4 in Marokko. In Meknès sind wir bei leichtem Nieselregen Richtung Süden losgefahren. Natürlich nahmen wir nicht den direkten Weg, das wäre langweilig gewesen, sondern über die Hügel durch den Nationalpark Ifrane. Hier haben wir dann auch die Auswirkungen vom letzen Unwetter gemerkt. Die Strassen waren teilweise ziemlich weggeschwemmt, So hatten wir die Möglichkeit, ein wenig offroad zu fahren. Das fanden nicht nur Mäge und Uwe cool, doch sie beide hatten wohl am wenigsten Probleme und am meisten Spass damit. Als wir dachten, es sei vorbei, kam noch einmal ein ganzes Stück Kiesstrasse. Beeindruckend waren die Atlas-Zedern, die aus dem übrigen Wald weit herausragten. Überhaupt war der Wald nach den nur mit Büschen bewachsenen Hügeln und den Landwirtschaftsflächen eine willkommene Abwechslung. Er wechselte sich ab mit grossen kahlen Gebieten, die dafür mit charakteristischen Steinformationen bedeckt waren.

Die geraden Strassen in der Ebene, welche wir bis Béni Melall durchqueren mussten, hat uns ein wenig dazu verleitet, das Tempolimit von 100 Km/h zu überschreiten 🤩. In der Hälfte machten wir einen Stopp bei einem Café mit angrenzendem Grill, was zu einem spätem Mittagessen mit typischen marokkanischem Grillfleisch verhalf. Währenddessen bestaunten die jungen Marokkaner, die von der Schule kamen, unser Motorräder. Unsere Tischnachbarn tranken arabischen Tee mit Würfelzucker, die so gross wie der Deckel einer Zigarettenschachtel waren. Davon gaben sie gleich 5 Stück in ihren Teekrug! Die letzen 135 Kilometer führten dann übers mittlere Atlasgebirge. Die Sonne stand bereits so tief, dass die Fahrt aus der Sonne in den Schatten einem Blindflug gleichkam. Nach der Fahrt über die Staumauer kamen wir im Hotel Dar Samy in Bin El Ouidane an und bestaunten den Stausee in der Abenddämmerung.

Mit einem feinen Abendessen lernten wir wieder ein wenig Arabisch, haben viel gelacht und über Gott, die Politik und die Welt diskutiert. Fatima und Mohamed hatte extra Wein und Bier gekauft; hier in Marokko muss man ein Lizenz haben, um Alkohol aus zu schenken, doch die ist teuer und schwer zu bekommen.

BIN EL OUIDANE - MARRAKECH

Freitag, 11.10.2024

Nach einer wunderschönen Morgenstimmung über dem See und einem frühen Frühstück - es gab marokkanisches Brot, Ei, Confi, lokalen Honig und viiiiel Kaffee - galt es, die 222 Km nach Marrakech zurück zu legen. Vorher machten wir noch einen Abstecher zu den Wasserfällen Ouzoud. Es sind wirklich eindrückliche Wasserfälle und wir waren so früh da, dass wir noch ziemlich alleine hätten die 700 Stufen zum Wasserbecken hinuntersteigen können. Doch dafür war es uns dann doch zu heiss, v.a. in den Töffklamotten, und der ganze Ort zu touristisch. Gleich zu Beginn wollten sie uns Beeren und Nüsse in die Hand drücken, damit wir die Affen füttern können, die dann auch gleich auf unseren Schultern sassen. Natürlich gegen ein kräftiges Entgelt. Dafür gab es einige lustige Fotos. Wir sahen uns etwa eine Stunde um und machten uns wieder auf den Weg. Wir wollten es ausnützen, so früh wie möglich in Marrakech zu sein. Die Strecke zu den Wasserfällen war schön kurvenreich, danach ging's mehr oder weniger gerade aus. Also Hahnen auf! Es war ja auch zu schön und der Verkehr nicht so wild. Einmal überholten wir in einem Dorf einen weissen Wagen von links und rechts, da er so mitten auf der Strasse fuhr. Monika klärte uns danach auf, dass wir gerade die Polizei überholt hätten. Der Wagen folgte uns danach, so dass wir ganz anständig weiterfuhren. An der nächsten Polizeikontrolle winkten sie uns wie gewohnt durch, doch der Wagen folgte uns weiter. Ein komisches Gefühl! Irgendwann begann er uns zu überholen. Oho! Doch er gab Gas und fuhr uns davon. Uff! Fatima und Mohamed wurden jedoch zweimal an Polizeikontrollen angehalten und ausgefragt, so dass wir dann doch den Weg zum Hotel durch die Strassen von Marrakech selber zurücklegten. Wir werden langsam immer besser in dem Gewusel der Städte. Einfach jede Lücke ausnützen und am Hinterrad des Vorderen kleben, damit wir zusammen bleiben. Die Dusche im Hotel war himmlisch kühl nach den über 30 Grad, die wir den ganzen Tag über erlebt hatten. Nach einer kurzen Pause fuhren wir mit Taxis zum Djemaa el Fna, wo wir für einmal auf uns alleine gestellt waren. Erst tranken wir endlich etwas auf einer der Dachterrasse und liessen das noch harmlose Gewusel des Platzes auf uns wirken. Die Flöten der Schlangenbeschwörer übertönten alles. Danach stürzten wir uns ins Labyrinth mit tausenden von Geschäften, wo wir uns alles anschauten und doch nichts kauften. Es zog uns zurück auf den Platz mit den Grillständen und wir überliessen uns Colins Verhandlungsgeschick. Es gab Fleischspiesse mit Gemüse, Couscous und Pommes. Immer untermalt von Getrommel und dem Rufen der Anpreiser der Restaurants: Jedes Restaurant war Nummer 1 und musst unbedingt besucht werden. Während dem Essen begann auch noch der Muezzin zu rufen und sorgte so zusätzlich für eine orientalische Stimmung. Nach dem Essen deckten wir uns bei einem der Dessertwagen , der gleich bei unserem Tisch Halt machte, mit mit süssem Gebäck ein . Denise holte sich auch noch ein Kilo Datteln als Proviant für die Weiterreise und lies sich ein Henna-Tattoo malen. Da erlebte sie gleich, wie schnell so etwas gemalt wird, bevor überhaupt ein Preis verhandelt wurde. Die Malerin lenkte immer wieder ab. Aber das Tattoo war schön und hat sich gelohnt. Das Handtuch im Hotel muss sie ja nicht sauber kriegen… Wir schlenderten langsam zurück, vorbei an Affentomteuren, Musikern, Laternenverkäufern und suchten uns ein Taxi zurück ins Hotel. Es gab keines mit Taxameter, so verhandelten wir einen festen Preis und kamen gut zurück. Und früh ins Bett, was bitter nötig war. Morgen wird etwas ausgeschlafen. 

Durch die schöne, orangerote Abendstimmung, dem malerischem Minarett und dem einfach unglaublichen Gewusel auf dem Platz gab es an diesem Abend viele schöne Fotos und atmosphärische Videos.

MARRAKECH - AÏT-BEN-HADDOU

Samstag, 12.10.2024

Nach dem Frühstücksbuffet am Pool, bei dem wir Stefan und Noah, die ebenfalls mit Lamgarda Tours unterwegs waren, kennengelernt haben, brachen wir bald auf und stürzten uns ins Getümmel des marrakecher Verkehrs. Oder wir wollten aufbrechen. Doch noch auf dem Weg zur Tankstelle holte sich Monika einen Schraube in ihren Hinterpneu. Die Tankstellen-Angestellten staunten nicht schlecht, wie wir das Loch mit dem Flickzeug von Colin stopften. Nach dem Pumpen war auch noch die Batterie leer, doch auch hier war schnell Abhilfe geschaffen. 

Die Navis von Colin und Monika waren sich uneinig, doch wir schafften es auf die Ausfallstrasse und liessen Marrakech hinter uns. Es folgten wieder ungefähr 100 Km, also etwas mehr als eine Stunde gerade aus, bevor wir den Atlas erreichten. Die Strasse zog sich in langen, schönen Kurven die Berge hoch und war sehr gut ausgebaut. So genossen wir die Fahrt, Denise als Kurventraining, die anderen als Funpark. Bei einem Restaurant mit schöner Aussicht machten wir mit Fatima und Mohamed Halt. Von der Terrasse aus sahen wir auf eine Piste, die den Hang hinauf führte. Dies lockte Mäge und Uwe und sie machten sich tatsächlich auf, den Berg hinauf zu fahren. Wir konnten sie gut beobachten und zuschauen, wie Mäge gleich bei der ersten Kurve voll das Loch erwischte und umkippte. Der Töff war schnell wieder aufgestellt, leider etwas verkratzt und ein Teil des Handschutzes am Griff abgebrochen. Doch sie nahmen die weitere Strecke in Angriff und kamen zufrieden zurück. Mäge konnte noch etwas weiter hochfahren, während Uwe, dessen Pneu weniger Grip hatten, einmal echt einsank, wie er erzählte.

Weiter ging’s den Tizi n‘Tichka-Pass hoch - und daran vorbei. Die Kurven waren so genial, dass wir auf der Passhöhe nicht noch einmal anhielten. Fatima rief Colin an, da wir an ihnen vorbei gefahren waren und wir verpassten auch noch den Abzweiger. So sind wir eben ein Stück runter und nochmals rauf gefahren, bevor wir in ein Nebental abbogen. Und nun waren wir nur noch ganz gemütlich unterwegs: die Landschaft war einfach zu beindruckend, als dass wir da einfach nur durchfahren konnten. Rote Erde, Häuser, die sich an die Wände des Tales schmiegten, am Talboden ein Flüsschen, wodurch viel Grün spriesste, welches wiederum einen wunderschönen Kontrast zu der kargen Erde bot. Die Wände des Tales brachen ab wie beim Grand Canyon. Die Strasse selber war auch nicht mehr so gut wie vorher, enger und oft auch kiesig. An einer Stelle mussten wir über eine Brücke mit Baustelle fahren, doch wir hatten ja nun bereits alle viel Übung im Offroad-Fahren. Nach einem letzten Stopp, wo wir uns noch einmal kurz verpflegten und die Dorfkinder mit Sugus versorgten, war es nur noch eine kurze Fahrt bis ins Hotel. Auch dieses Hotel hatte sehr viel Charme und jedes Zimmer sah etwas anders aus. Die Treppe hoch kamen wir erst einmal auf eine Terrasse mit Pool und Tischen mit Aussicht auf den Hügel mit der alten Stadt. Aït-Ben-Haddou ist die berühmte Kulisse vieler Filme wie Lawrence of Arabia, Gladiator oder der Serie Games of Thrones. Und dies wollten wir uns bei Sonnenuntergang anschauen. Monika und Mäge machte es sich im Hotel bequem, während wir anderen los gingen. Wie überall war der Weg mit Souvenirläden gesäumt, also nicht zu übersehen. Erst überquerten wir den Fluss auf einer Brücke. Uwe sah schon wieder viele spannende Möglichkeiten für einen Abstecher neben der Strasse. Dann ging es den Hügel hoch, über Treppen und durch enge Gassen. Diese Stadt, diese Häuser sind schon sehr eindrücklich, idyllisch. Und die Aussicht von der Burg zuoberst wirklich atemberaubend. Es wehte ein heftiger Wind und wir wurden etwas sandgestrahlt. Endlich kam die Sonne raus und verhalf uns zu Hammer Bildern. Danach nahmen wir den anderen Weg den Berg hinunter und kamen an einem Drehort von Gladiator vorbei. Die Händler haben uns immer wieder angesprochen. Wenn sie herausfanden, dass Fatima Marokkanerin ist, gab es oft spannende Gespräche. So auch hier. Der Besitzer und Bewohner zeigte uns sein Daheim, das auch als Kulisse gedient hatte. Er hatte auch Requisiten und wir stellten eine Szene von Gladiator nach. Wir durften zudem hoch auf seine Terrasse und hatten endlich einen Blick wie im Film. Natürlich haben wir ihm auch einiges abgekauft; Steinkugeln, die aufgebrochen innen knallbunte Kristalle hervorzauberten. Denise fand Ohrringe mit dem Berberkreuz, dem Tor zur Sahara, was er uns auch ausführlich erklärte. So wird dieser Ausflug unvergesslich bleiben. Zurück im Hotel setzten wir uns zu Mäge und Monika mit Wein und Bier auf die schattige Terrasse. Zum Znacht gab es traditionelles Couscous mit Poulet, Gemüse und einem Glass Buttermilch, danach Früchten und zum Abschluss Tee und Guetzli. Müde sanken wir in die Betten. Morgen könnte es regnen, das Gewitter haben wir bereits in der Ferne gesehen. Doch das sehen wir dann beim Frühstück.

AÏT-BEN-HADDOU - TINGHIR; DURCH DEN ATLAS

Sonntag, 13.10.2024

Es hat nicht geregnet! Diesmal frühstückten wir früh und sahen dadurch einen wunderschönen Sonnenaufgang. Erst wurden die Wolken hinter der Burg rosa und zuletzt sah die ganze Gegend sonnenbeschienen bezaubernd aus. In Ouarzazate, gleich gegenüber den Atlas Filmstudios tankten wir die Motorräder. Schon gestern hatten wir entschieden, dass wir die Studios nicht besuchen werden; zuviele Km standen heute auf dem Programm. Ouarzazate ist der Hauptort der Region und entsprechend gross, mit breiten Strassen und einem Flugplatz. Wir fuhren erst wieder über die Ebene, dem hohen Atlas entgegen. Das idyllische, filmreife Aït-Ben-Haddou war erst der Anfang. Es folgten viele Dörfer und Kashbas, die ebenso unsere Blicke anzogen. Hier wird echt in die Häuser und Dörfer investiert. Die Gegend ist zwar karg, doch hat viel Charme. Irgendwie eindrücklich, anziehend. Hier wohnen die stolzen Tuaregs, die wir zwar nie zu Gesicht bekamen, auf jeden Fall nicht so, wie wir sie uns vorstellten. 

Und dann gings wieder ab in die Höhe. Stellt euch den Grand Canyon vor, nur weniger tief, dafür mit viel mehr Tälern. Und mit Lehmdörfern, die immer wieder an den Wänden der Täler klebten. Unten im Tal gibt es Wasser, was den Talboden grün spriessen lässt. Felder wechseln sich ab mit Palmen. Die Eindrücke sind jeden Tag so intensiv, dass wir Abends schon wieder vergessen haben, was wir am Morgen gesehen hatten. Gestern hatten wir auch schon solch Täler gesehen; heute ging es so weiter. Nur dass wir heute immer höher stiegen. Schlussendlich waren wir auf 2970 m.ü.M! Da hatten wir jedoch eine echt anspruchsvolle Strecke auf mehr oder weniger befestigten Strassen hinter uns. Sie waren noch am Bauen der Strasse, dementsprechend fuhren wir auf der Baustelle hoch. Ein Stück war tieferes Kies. Doch wir meisterten dies alles mit Bravour und Respekt und waren danach alle zufrieden mit uns selber. Bevor es die Baustellenstrasse hoch ging, hatten wir auf der Anfahrt schon eine ziemlich holprige, staubige, löchrige Strasse zu bewältigen. An einer Stelle mussten wir ziemlich tiefe Wasserpfützen durchqueren, mit dem Ergebnis, dass wir alle mehr oder weniger verspritzt weiter fuhren. Monika und Stefan hat es richtig erwischt, der Töff und auch sie waren von oben bis unten verspritzt. So hatten wir einiges zu erzählen, als wir Abends im Hotel ankamen. Definitiv ein Highlight der Reise! In dieser Höhe war es dann doch empfindlich kalt in unseren Sommerklamotten. Bei 13 Grad zogen wir unsere Regensachen über das Kombi und stellten die Griffheizung ein. Einmal oben war die Strasse wieder gut befahrbar, so dass wir das Tempo wieder erhöhen konnten und durch eine karge, eindrückliche Hochebene dem Hotel entgegen fuhren. Das letzte Stück vor dem Hotel fuhren wir noch durch die Todraschlucht. Da hatten wir alle jedoch bereits ziemlichen Stalldrang, so dass wir keine Fotos machten von den hoch aufragenden Schluchtwänden. Nur Colin liess seine Kamera laufen. Wir fuhren an all den Touristen vorbei und genossen noch die letzten Meter Strasse. Morgen werden wir da eh nochmals durchfahren. Womöglich holt uns nun doch der Regen noch ein, so dass es noch einmal von unten nass werden wird, da wir einige Flussbeete durchqueren müssen. Doch das ist nach dem heutigen Tag keine Sache mehr. Wo wir am Anfang der Tour noch langsam durchfuhren, hatten wir heute Abend nur noch wenig abgebremst und sind einfach weitergefahren, oft auch stehend, damit nur das Motorrad durchgeschüttelt wurde. 

TINGHIR - MERZOUGA / ERG CHEBBI

Montag, 14.10.2024

Dies sollte ein kurzer Tag werden, doch dann kam der Regen dazwischen. Erst fuhren wir hinter ihm her, dann durch ihn hindurch und ihm davon. In der Nacht hatte es sehr heftig gewittert und geregnet, mehrere Male. So war der Fluss, den wir vom Hotelzimmer aus sehen konnten, zu einem reissenden Strom angewachsen. Aus unserer zweiten Durchfahrt durch die Schlucht wurde nichts. Colin und Uwe wollten sich das alles genau anschauen und fuhren doch noch einmal hoch. Doch schon bald waren sie so am Schwimmen, dass sie nach eindrücklichen Fotos und Filmen umkehrten. Wir fuhren also gemeinsam die Route runter zur nächste Tankstelle und verliessen dann das Tal. Uns bot noch einmal ein eindrückliches Bild auf die Berge des Atlas, bevor er in die Ebene ausläuft. Unterwegs zeigten sich immer wieder die Verwüstungen, die der Regen hinterlassen hatte. Einmal musste wir wieder ein Bachbett durchqueren, was wir mit viel Hallo und einem Film machten. Da wussten wir noch nicht, dass dies nicht das letzte Mal war heute… Immer wieder mussten wir Stellen mit mehr oder weniger tiefem Wasser durchqueren. Wir hatten ein rechtes Gaudi, da es heftig spritze und wir uns gegenseitig, oder das Auto von Fatima und Mohamed oder auch ein fremdes Auto nassspritzten. Einmal nämlich hatte sich wieder ein Auto zwischen uns gesetzt und wollte nicht begreifen, dass wir als Gruppe zusammen fahren wollten. So nutzte Monika die Gelegenheit und liess eine Wasserfontäne auf das Auto niederprasseln. Recht geschehen! So langsam wurden auch unsere Schuhe nass und es wurde kälter, weshalb wir eine Pause einlegten, um unsere Regensachen anzuziehen. Da brachte Fatima in Erfahrung, dass die Strasse, die wir nehmen wollten, gesperrt war wegen dem Wasser. Und bald darauf war auch die Strasse, auf der wir gekommen waren gesperrt. So mussten wir einen anderen Weg fahren. Auch da waren immer wieder Wasserpfützen, doch wir kamen durch. Und holten den Regen ein. An einer schönen Ausichtsstelle regnete es in Strömen, doch wir liessen uns das Sightseeing nicht nehmen. Nur die Autofahrer blieben im Trockenen. Bald darauf wurde es wieder trocken und sonnig. Wir machten eine Pause, wo wir in einem kleinen Restaurant mit freundlicher Bedienung einen kleinen Snack mit Fleischspiessen und Pommes sowie einen typischen marokkanischen Salat für Denise asse. Danach machten wir uns zum letzten Stück auf. Da wir selber keinen Stand fanden im für die Datteln berühmten Erfoud, kaufte Fatima für uns mehrere Kilo und handelte in langwierigem Feilschen den Preis kräftig runter. Kurz vor Merzouga tauschten Stefan und Colin die Töffs, was uns eine letzte Verzögerung bescherte, da die Navis wieder einmal verschiedene Wege angaben und wir uns wegen einem Foto vom Stadttor von Merzouga verloren. Um 18 Uhr kamen wir im Hotel am Rande der Wüste an. Bei leichtem Regen! Dafür sahen wir noch einen kräftigen Regenbogen. Vor und nach dem leckeren Nachtessen mit einmal viel Gemüse zum Fleisch und Teigwaren anstatt Pommes wanderten wir ein wenig über die Dünen und genossen die für uns fremde Wüste. Das Auberge du Sud ist eine kleine Oase mit vielen hübschen Ecken, sehr authentisch mit Lehm und Holz gebaut. Die Zimmer, der Garten, der Esssaal und die Rezeption laden zum Verweilen und Gucken ein. Nach dem Essen trommelten das Personal, alles Männer aus der Region, für uns zum Abschluss auf ihren traditionellen Trommeln. 

MERZOUGA - MIDELT

Dienstag, 15.10.2024

Guten Morgen Wüste! Bei leichtem Regen (!) genossen wir ein tolles Frühstück vom reichhaltigen Buffet. Es lohnt sich, die Marokkaner zu beobachten, denn das pfannkuchenähnliche Brot mit Olivenöl bestrichen schmeckt hervorragend. Danach setzten wir uns für einmal auf 4 Räder und bretterten mit dem Quad für eine Stunde durch die Wüste. Dank dem Regen - alles hat auch seine guten Seiten! - war der Sand noch ein wenig nass und dadurch war die Piste über Dünnen und Täler sehr gut befahrbar. Am Anfang fuhren wir noch ein wenig vorsichtig, mit der Zeit bekamen wir immer mehr Mut um Neues auszuprobieren; solange der Tourguide nicht nach hinten geschaut hat. Uwe, Mäge und Colin probierten so oft es ging das Driften aus. Es hat mega Spass gemacht und ist auf jeden Fall zu empfehlen. Danach haben wir am Pool eine Erfrischung zu uns genommen und jeder hat seine Geschichte zum Besten gegeben. Zurück auf 2 Rädern war zuerst wieder tanken angesagt und dann fuhren wir Fatima und Mohamed nach, damit wir diesmal die richtige Strecke erwischten. Die Fossilien liessen wir rechts liegen, dafür machten wir in Erfoud beim Dattelhändler Halt, um noch Datteln zu probieren. Natürlich haben wir trotzdem noch mehr gekauft. Dattelkaffee müssen wir unbedingt probieren und Mäge fand endlich das passende Plüschkamel fürs Pösti. Die Verkäufer hatten Freude an uns und wollten zum Schluss unbedingt noch ein Foto mit uns. Danach ging es wieder den Berg hoch zur Aussichtsterrasse, welche wir gestern bei strömendem Regen besucht hatten. Diesmal schien die Sonne und wir genossen einen kurzen Imbiss inkl. Kaffee und Glacé. Monika fand da eine sehr schöne Hand der Fatima als Glücksbringer fürs Pösti und hat den Preis auch kräftig heruntergehandelt. Weiter ging es stetig bergauf, bei einem grossen Stausee vorbei über die gut ausgebaute und befahrene N13 Richtung Schlucht Ziz und den dritten Tunnel in Marokko: Tunnel Zaabal, eröffnet 1929. Vor dem Pass Tizi N‘Talghamt hielten wir beim Schild Barriere de Neiges, um unsere Regenklamotten anzuziehen, da es empfindlich kalt geworden war. Da holten uns Fatima und Mohamed wieder ein. Hinter einer der Ambulancen her, die wohl aus Prinzip diese Pass mit Rotlicht rauf und runter fuhren, folgten wir der da sehr gut ausgebauten Strasse auf langgezogenen Kurven ins Tal nach Midelt. Gleich an der Strassenkreuzung stand unser Hotel, die Kashba Asmaa. Eine schmucke Kashba, bei welcher wir gleich empfangen wurden und wo uns die Tore geöffnet wurden, damit wir im Innenhof parkieren durften. Bei einer anderen Reisegruppe sprang gleich eine Frau auf, da sie sicher gehen wollte, ob sie richtig gesehen hätte und wir tatsächlich aus der Schweiz angereist wären. Das Nachtessen genossen wir im grünen Zimmer. Traditionell eine Suppe, danach eine Tajine mit Poulet und Pommes, für Denise fein gewürztes Gemüse und zum Dessert Früchte; Granatäpfel, Trauben und Äpfel, für welche die Region bekannt ist.

MIDELT - FÈS

MIttwoch, 16.10.2024

Heute galt es, die restliche Strecke nach Fès zu bewältigen. In Midelt hatten wir nur Stopp gemacht, da die ganze Strecke nach Fès für einen Tag zu lange gewesen wäre. Der Start machte eine 43 Km lange, schnurgerade Strasse! Vorbei an einigen Obstplantagen. Ansonsten karges, flaches und trotzdem abwechslungsreiches Gebiet. In der Ferne sahen wir schneebedeckte Gipfel. Später erhoben sich rechts und links der Strasse Hügel, die von der Erosion mit kleineren und grösseren Rillen durchfurcht waren. Nach den 43 Km schlängelte sich die Strasse doch noch über einen Pass, erst an einem Stausee vorbei und dann über eine Hochebene. Doch vorher genehmigten wir uns noch einen Kaffee an einem Wägelchen, dass einsam am Strassenrand stand - die sieht man immer wieder hier im Süden. Wirklich guter Kaffee aus der Maschine! Bereits am Morgen haben wir uns warm eingepackt, denn das Wetter war kühl, die schneebedeckten Berge sichtbar und wir fuhren doch in einiger Höhe. Endlich führte die Strasse wieder ins Tal und Fès kam in Sicht. Hier wurde es auch wieder merklich wärmer. 

In Fès übernachteten wir in einem Riad - einem Haus mit Garten, wie uns die Stadtführerin später erklärte - am Rande der Medina, der Altstadt. Die Töffs mussten wir vorher in einer Tiefgarage abstellen. Eine staubige Halle, vollgeparkt, einige Roller und kleine Töffs wurden einfach herumgeschoben, um uns Platz zu machen. Doch zumindest sicher. Der Riad war herzig und lichter als die Kashba. Auch wenn der Wohnraum genauso nach innen gerichtet und nach aussen abgeschlossen war, war die Bauweise heller und lichtdurchfluteter. Das Restaurant war auf der Terrasse zuoberst. Die Aussicht war zwar nicht so überwältigend wie vom Terrassen-Café in Marrakech, aber doch speziell. Diesmal gab es À-la-Carte, so dass dreimal ein sehr leckerer Burger auf dem Tisch landete. Dazu Bier, welches wir mitgebracht hatten.

Doch vorher, nach kurzem Umziehen und Duschen, besuchten wir mit der Stadtführerin Kadisha die Medina. Durch enge Gässchen, überdacht mit Holz oder gar nur Tunnel durch die Gebäude, vorbei an vielen kleinen Läden mit Souvenirs oder auch für den Einkauf, wie auch Cafés und Restaurants gelangten wir schnell zu einer ersten Medersa. Leider konnten wir nicht rein, weil gerade Zeit für das Gebet war. Bei einer weiteren hätten wir zahlen müssen, so dass wir nur vom Eingang her reinschauten. Weiter ging's zur Weberei, danach zur Färberei, zwischendurch noch zu den Kesselherstellern  und dann zur Gerberei. Fès ist bekannt für seine Handwerker. In der Weberei sass ein Mann - Frauen knüpfen die Teppiche, Männer weben - am Webstuhl und liess das Schiffchen mit einem indigoblauen Faden hin und her flitzen. Der Verkäufer zeigte uns Turbanstoffe und zeigte an Denise und Colin gleich, wie so ein Turban nach Tuaregart gewickelt wurde. Ready für die Wüste! Wir bekamen auch andere schöne Stoffe gezeigt; und langten zu. Monika kaufte einen schönen weissen, beidseitig handbestickten Tischläufer, Colin und Denise kauften ein mehrfarbiges, gewobenes Tischtuch aus Baumwolle. Alles natürlich nach etwas feilschen. In Gasse der Färber war das Pflaster schwarz und nass vor Farbe. Kadisha zeigte uns auch feines Garn von der Agave und erklärte uns, dass alles mit Naturfarben gefärbt wurde. Z.B. Klatschmohn für rot und Henna für grün und orange. Auf dem Platz, auf dem seit Jahrhunderten Kessel und andere Kupfergegenstände in Form geklopft wurden, war mächtig was los. Die Handwerker und Händler waren miteinander im Gespräch und wir Touristen nur Zuschauer. Fès wurden von zwei Frauen, Fatima und Meryem mit zwei Medersas gegründet. Meryem gründete den andalusischen Stadtteil, in welchen wir nun herüberwechselten für die Gereberei. Welch ein Unterschied zu den verwinkelten Gassen des marokkanischen Teils. Alles luftiger, irgendwie grösser, eckiger. Beim Eingang zur Gerberei wurde uns ein Pfefferminzzweig in die Hand gedrückt. Das war jedoch zu dieser Jahreszeit nicht mehr wirklich nötig. Wir stiegen auf die Terrasse, um die vielen Becken fürs Gerben und Färben anzuschauen. Von einem netten Verkäufer wurde uns erklärt, dass die Gerber nun als Genossenschaft zusammengeschlossen sind und der Verdienst geteilt wird. Alles steht unter UNESCO-Denkmalschutz und auch hier wird nur noch mit natürlichen Materialien gearbeitet. Anstatt Amoniak wird nun Taubendreck benützt. Es ist ein uraltes Handwerk und auch heute noch werden die pensionierten Gerber zur Qualitätskontrolle hinzugezogen. Leider lassen sich Junge immer mehr vom vermeintlich schnellen Geld als Influenzer o.ä. verleitet und haben keine Lust, das alte Handwerk zu erlernen und weiterzuführen.  Nach dieser Einführung stiegen wir in den ersten Verkaufsraum mit den Lederjacken aus Ziegen- und Dromedarleder hinunter. Hier zeigte uns der Verkäufer, wie wir erkennen können, dass es sich um hochwertiges, richtig gefärbtes Leder handelt. Ich sage nur: Feuerzeug. Das Leder war so weich! Und es kann in der Waschmaschine gewaschen werden. Monika verliebte sich gleich in eine blaue Jacke aus Ziegenleder. Und da der Preis so unglaublich günstig war, Direktverkauf sei dank, verliess Monika mit strahlenden Augen und der Jacke das Geschäft. Ein Stock tiefer deckten sich Mäge und Colin mit Dromedarledergürtel ein und Fatima kaufte sich einen grossen, praktischen Rucksack für den Alltag. Danach bekamen wir als gute Kunden einen Tee serviert und auch gleich erklärt, wie wir das heisse Glas richtig halten sollten. Zu guter Letzt besuchten wir noch eine Apotheke und liessen uns Ras-al-Hanoud und weiter Gewürze sowie Kosmetika erklären. Auch hier shoppten wir; Monika kaufte sich Arganöl mit Kurkuma für ihren Rücken, zudem nahmen wir dreimal ein spezielles Kraut mit, welches die Nase öffnet und gegen Schnarchen hilft. Überall wurde uns nett und ohne Druck alles gezeigt, so dass wir Freude an dem Rundgang und an unseren Käufen hatte und uns nicht abgezockt fühlten. Zurück zum Hotel stiegen wir vom Fluss wieder durch die engen Gassen den Berg hinauf, wo es endlich Essen gab. Danach gingen Colin, Uwe und Mohamed noch zum Barbier. Für 5 Euro hätten sie alles gemacht bekommen; Frisur, Bart, Nasen- und Ohrenhaare. Zufrieden und müde sanken wir in unsere Betten. 

FÈS - AL HOCEÏMA

Donnerstag, 17.10.2024

Heute kehrten wir für den Abschlussabend noch einmal nach Al Hoceïma zurück. Dafür hatten wir eine schöne, kurvige Strecke durchs Riffgebirge vor uns. Die Strasse war gut und die Kurven ausgeglichen. Colin fuhr mit Uwe, Monika und Mäge im Viererkonvoi voraus, zügig und alle Spuren brauchend, da auch wenige andere Fahrzeuge unterwegs waren. Das sah echt gut aus! Denise fuhr etwas gemütlicher, aber auch zügig ihr Tempo; diese Kurven waren so schön zum Cruisen. Schön, sind wir Töfffahrer des Königs Liebling, so konnten wir wieder alle Polizeikontrollen ohne Anzuhalten passieren. Auch das Tempo kümmerte uns immer weniger. Doch wir fuhren stets rücksichtsvoll!  

Das Riffgebirge war wieder ganz anders als der Atlas. Im Atlas war es meist kahl oder komischerweise wuchsen Bäume eher in der Höhe. Das Riffgebirge war wieder mehr bewachsen und bewaldet, erinnerte viel mehr an Zuhause. Und dann kamen wir über eine Kuppe und da war das tiefblaue Meer! Was für ein Anblick! Schon bald war Al Hoceïma und das Hotel erreicht. Nun waren wir doch alle müde, so dass wir uns erst einmal für zwei Stunden ins Zimmer zurück zogen. Einfach einmal sein. Und das Hotel war auch eines der luxuriösesten auf der Tour, wenn auch nicht das charmanteste. Um 19 Uhr traffen wir uns in der Hotellobby. Die Sonne war gerade untergegangen und hinter der riesigen Scheibe der Lobby mit Blick aufs Meer erleuchtete ein spektakuläres Abendrot den Himmel. Monika, Mäge und Uwe verzogen sich gleich wieder mit einer Flasche Wein und drei Gläsern aufs Zimmer. Ihnen war nicht nach mehr heute Abend. Mohamed und Fatima machten sich mit Colin und Denise auf in die Innenstadt. Zu Fuss liefen sie den Hang Richtung Promenade hinunter. Über ihnen leuchtete unterzwischen der knallrunde Vollmond. Mohamed suchte für seine beiden Töchter zuhause noch Trikots, weshalb wir nach dem passenden Laden Ausschau hielten. Fatima und Denise guckten in all die verschiedenen Läden und bestaunten das Angebot. Hier gibt es noch viele Tante-Emma-Läden mit einem Angebot vom BH über die Lesebrille bis zu Kosmetik und Taschen. Schade, gibt es die bei uns nicht mehr; hier kannst du alles noch günstig finden. Und Unverpackt-Läden sind hier auch noch die Regel; in einer Auslage fanden wir verschiedenstes Mehle vom Maismehl grob und fein bis zum Kichererbsenmehl. Wir Frauen suchten uns etwas zum Trinken und wurden in einem Saftladen fündig. Für Denise gab es frischen Ananassaft und Fatima probierte die Drachenfrucht, was einen sensationel pinkfarbenen, leckeren Saft gab. Die Männer wurden ebenfalls fündig und wir trafen uns in einem Burgerrestaurant. Der Burger von Colin und auch die Pizza von Mohamed waren hervorragend. So verbrachten wir unseren „Schlussabend“ und nahmen zum letzten Mal ein Petit Taxi zurück zum Hotel.

AL HOCEÏMA - NADOR: LETZTER TAG

Freitag, 19.10.2024

Gut ausgeruht setzten wir uns zum Frühstück wieder an die Fensterfront mit der Aussicht aufs Meer. Monika war die erste und traf ein leeres Restaurant an. Da machte sie sich kurzerhand auf, um das Personal zu suchen, da der Kaffeedurst wie immer sehr gross war am Morgen. Dies war nicht da erste Mal, dass jemand wegen uns zurechtgewiesen wurde, da es offenbar wichtig war, dass wir zuvorkommend behandelt werden. Hier hatte die zuständige Person einfach verschlafen. So kamen wir alle zu unserem Kaffee, gleich von Anfang an in der grossen Tasse, und zu unserem Frühstück. Wie schon beim letzten Mal packte sich Denise wieder einen Teil der Brotthaler als Proviant ein. Da wir die Heimreise vor uns hatten und eigentlich niemand diese Thaler essen mochte - es gab schliesslich noch Baguette! - kam ein ziemlicher Turm zusammen.
Beide Parteien hatten am Abend zuvor unabhängig entschieden, nicht mehr auf den Affenberg zu fahren, sondern eine kürzere, aber kurvige Strecke zu wählen. Wir wollten so bald als möglich in Driouch sein, um ohne Stress die Töffs aufzuladen und auf dem Weg nach Nador noch in einem grossen Supermarkt einzukaufen. Ein letztes Mal spielte Mohamed Kofferraum-Tetris mit unseren Koffern. 

Monika war diesmal unser Tourguide, da ihr Navi die Strecke anzeigte und so verliessen wir Al Houceïma bergwärts. Doch aus der rasanten Fahrt über die kurvige Strecke wurde dann nichts, zu schlecht war die Strasse: Schlaglöcher, Strasse weg, Kies. Einmal sogar eine Wasserpfütze, die Colin ab besten erwischte. Doch es machte Spass, wir waren es uns ja nun gewohnt und die Aussicht aufs Meer war grandios. Auch diese letzte Etappe meisterten wir ohne Unfall. Die Einfahrt nach Driouch erfüllte uns mit Wehmut; 10 Tage auf Marokkos Strassen durchs Rifgebirge und den Atlas lagen hinter uns. So viele Eindrücke! Bei der Einfahrt zur Tankstelle beim Motel begrüssten wir das Personal und unsere Begleitcrew mit viel Gehupe. Wir tankten unsere Motorräder nochmals voll mit dem günstigen Benzin hier und fuhren sie zum Pösti. 2874 Km zeigte der Kilometerzähler! Wir hatten es geschafft, wir waren zurück. Ali kam mit dem Schlüssel und unserem Proviant, den er sicherheitshalber mit nach Hause genommen hatte und wir begannen das Pösti und den Anhänger zu beladen. Danach wurde auch noch das Pösti getankt und die letzten Dirhams bei Fatima umgetauscht in Euro.

Wir dachten, wir hätten nun alle Abenteuer erlebt, die es zu erleben gab und jetzt ginge es nur noch nach Hause. Doch die grösste Action stand uns noch bevor. Auf der Fahrt Richtung Nador sprangen am helllichten Tag schon wieder Männer auf unseren Anhänger. Das erste Mal wurden wir von einem Autofahrer mit Gehupe darauf aufmerksam gemacht. Eine Spanngurte war bereits durchschnitten. Mäge stoppte den Bus und Uwe und Colin sprangen raus. Der Mann rannte erst nicht mal davon, erst als Mäge auf ihn losgehen wollte. Was wollen die? Die Töffs würden ja bloss runterfallen; doch dann hätten sie Ersatzteile zu verkaufen. Danach waren wir auf der Hut und schauten uns die Menschen genau an am Strassenrand. Colin legte sich aufs Bett und schaute hinten raus. Noch zweimal sahen wir Männer losrennen, einmal mussten wir sie nochmals verscheuchen, ohne dass sie Schaden angerichtet hatten, einmal gab Mäge Gas, so dass der Mann, der nicht aufgeben wollte, keine Chance hatte und sogar fast von einem Taxi überfahren wurde. Und dies alles mitten auf der belebten Strasse. Alles Menschen, die auf eine Überfahrt nach Europa hofften. Das Einkaufen im Supermarkt liessen wir dann sein. 

Und dann verpassten wir den Abzweiger und landeten in einer schmalen Sackgasse! Zum Glück war gerade ein privater Sicherheitsmann des Hafens anwesend, der uns den Weg zeigte und mit Hilfe der Anwohner schaffte es Mäge, das Pösti mit dem Anhänger an den parkierten Autos vorbei durch die schmalen Strassen zurück auf die grosse Strasse zu fahren. Nur einmal wurde Uwe aufs extremste angegangen, weil er einem Mercedes den Rückspiegel zurückgeklappt hatte. Ansonsten waren wir eine Sehenswürdigkeit und es wurde uns geholfen. Am Hafen musste wir noch vor dem Einlass parkieren. Wir durften erst Punkt 19 Uhr rein. Doch wenigstens war da noch ein privater Sicherheitsmann, mit dem sich Uwe und Colin auch gut unterhielten. Nach dem die Aufmerksamkeit auf uns abgeflaut war, machten wir uns etwas Kleines zum Znacht. Uwe spielte mit den streunenden Hunden und behielt unsere Anhänger im Auge. Dann gings los durch die verschiedenen Kontrollen. Erst wurde unser Bus angeschaut, dass wir keinen blinden Passagier dabei hatten, dann wurden unser Pässe kontrolliert und die Carte Blance mit unseren (verdreckten!) Fahrzeugen abgeglichen. Zum Schluss musste der Bus mit Mäge noch durch den Riesenscan; wir mussten draussen bleiben. Und zum Schluss wollte nochmals jeder Mensch mit Uniform unsere Pässe sehen! Wir waren so froh, als wir endlich an Bord waren.

HEIMFAHRT

Samstag/Sonntag, 19./20.10.2024

Auf der Fähre waren wir praktisch die ersten und machten uns gleich auf den Sitzbänken im Café breit. Hier konnten wir zumindest gepolstert liegen, wenn auch etwas gekrümmt wegen der Rundung der Sitzbank. Doch immer noch besser als auf den Schlafstühlen, fanden wir. Und eine Kabine wollten wir nicht buchen. Uwe blieb im Bus und hatte so wohl die bequemste und beste Nacht. Mit einem knallroten Sonnenaufgang im Rücken ging es los auf die Strasse, ca. 1800 Km im Pösti von Almeria nach Winterthur. Uwe und Mäge wechselten sich wieder ab, mit einem Gasteinsatz um Barcelona von Colin. Kurz vor Barcelona assen wir auf einer Raststätte endlich ganz gemütlich unser Raclette; mit Meerblick. Nach einem wieder wunderschönen Sonnenuntergang und einem spektakulären Mondaufgang folgte die zweite Nacht mit mehr oder weniger Schlaf, je nach dem, wen du fragst. Am Morgen waren wir bereits in der Schweiz und bekamen die Schweizer Pünktlichkeit zu spüren. Der Migrolino öffnet erst um 6 Uhr und nicht 3 Minuten früher! Auf der Würenloser Raststätte zmörgeleten wir die Gipfeli und feinen Brötli, um frisch gestärkt die letzte Strecke nach Winterthur zu fahren. Dann: Ausräumen, abladen, Töff putzen,… und am Montag wieder arbeiten 😳.